Pflanzenfarben – Naturfarben aus Wolle und Seide
Warme, kraftvolle Gelbtöne, die aus der Rinde des Apfelbaums gewonnen wurden – ein helles, klares Gelb aus dem blühenden Kraut der Schafgarbe – unzählige Brauntöne aus der Rinde des Nussbaums und den grünen Schalen seiner Früchte,
leuchtende Rottöne aus der Krapp-Wurzel (Rubia tinctorum) sowie Dottergelb bis Orange aus den zarten Blüten des «Mädchenauges» (Coreopsis) …
… Jahr für Jahr entstanden durch die Hände von Eduard viele dieser Farben auf weißer Schafwolle. Alle einheimischen Färbepflanzen sammelte er selbst oder zog sie in seinem Garten. Sein Augenmerk lag stets auf einem verantwortungsvollen, harmonischen Wechselspiel zwischen Mensch und Natur sowie auf einer optimalen Qualität der Färbepflanzen. Der richtige Zeitpunkt der Ernte, die schnelle Trocknung und eine sorgfältige Lagerung waren dabei von größter Bedeutung.
Von exotischen Färbemitteln nutzte Eduard die Krapp-Wurzel und gelegentlich Henna. Für die Blautöne und viele Überfärbungen zu Grün und Violett stand ihm Natur-Indigo aus Afrika, Indien, Japan und Mexiko zur Verfügung.
Als tierisches Färbemittel verwendete er Cochenille, gewonnen aus getrockneten Schildläusen, die als Parasiten auf Feigenkakteen Mittel- und Südamerikas lebten. Diese wurden seit jeher zu Färberzwecken gezüchtet. Cochenille ermöglichte unvergleichliche Rottöne, von Karmin und Scharlach bis hin zu kühlen Rotfärbungen, Purpur und Lila.
So entstanden – verteilt auf dem Farbkreis – unzählige Farben, Töne und Nuancen, die Margrit bis heute als vielfältiges Gestaltungsmaterial dienen.
EDUARD INDERMAUR
1951–2024
Schon seit seiner Ausbildung zum Werklehrer übten Pflanzenfarben auf Wolle und Seide eine fast magische Faszination auf ihn aus. Seine Begeisterung für die Farben der Natur begleitete ihn bis an sein Lebensende.
Radiobeitrag aus dem Kurszentrum Ballenberg
DRS1 Siesta, Mai 2007